Praxiteles

Praxiteles
Praxiteles,
 
griechisch Praxitẹles, Bildhauer des 4. Jahrhunderts v. Chr.; Schüler seines Vaters Kephisodot dem Älteren, mit Skopas und Lysipp der bedeutendste Bildhauer der spätklassischen Epoche. Durch hohe Meisterschaft in der Oberflächenbehandlung und feinste Ausgewogenheit der Körperrhythmen gab er seinen Gestalten eine neuartige poetische Anmut. Die antiken Götter hat er in gelassener Haltung, liebenswürdig vermenschlicht wiedergegeben. Literarisch sind etwa 60 Werke bezeugt; Praxiteles unterhielt einen großen Werkstattbetrieb und arbeitete bevorzugt in Marmor (Bronzestatuen sind seltener bezeugt). Die zahlreichen (bis zu 20) kaiserzeitlichen Kopien einiger seiner Werke vermitteln eine Vorstellung von seiner Entwicklung. Der Frühzeit entstammen der »Einschenkende Satyr« (um 370/360 v. Chr.; u. a. Dresden, Staatliche Kunstsammlungen) und die halb bekleidete »Aphrodite von Arles« (um 360/350; Paris, Louvre). Die »Artemis von Gabii« (um 345/340; ebenda) gibt vielleicht die literarisch überlieferte »Artemis Brauronia« wieder. Der »Angelehnte Satyr« (um 340; u. a. Rom, Kapitolinisches Museum) zeigt die für Praxiteles charakteristische S-Linie des Körpers, ebenso der »Apollon Sauroktonos« (»Eidechsentöter«, um 340; u. a. Rom, Vatikanische Sammlungen), bei dem Praxiteles einen heroisch-mythischen Vorgang in das spielerisch-graziöse Tun eines Knaben umwandelt. In seinem Hauptwerk, der »Aphrodite von Knidos« (um 330; Vatikanische Sammlungen; weitere Kopie z. B. München, Glyptothek), wird erstmals in der griechischen Kunst in einer Großplastik anstelle der Vollkommenheit der klassischen männlichen Gestalt die Schönheit des unbekleideten Frauenkörpers dargestellt (Bademotiv). Der im Heratempel von Olympia gefundene »Hermes mit dem Dionysosknaben« wird (vereinzelt angezweifelt) als Originalwerk des Praxiteles (330-320 v. Chr.) angesehen. Die Reliefs der Musenbasis verbindet man mit der Werkstatt des Praxiteles. Sein Werk wirkte besonders nach in der hellenistischen Bildhauerschule von Alexandria in Werken mit weichen Übergängen in der Modellierung (»Alexandriastil«).
 
 
G. E. Rizzo: Prassitele (Mailand 1932);
 G. Rodenwaldt: Theoi rheia zoontes (Berlin 1944);
 W. Geominy: Die Florentiner Niobiden (Diss. Bonn 1984).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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